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Berlin Hyp Marktbriefing: Preisgünstigen Wohnraum bauen - wie kann das auch heute gelingen?
14. Juni 2023
Hier die Kernthesen zusammengefasst:
Thesen Ulrich Schiller:
"Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, DIE eine Lösung zu finden, um dann so weiterzumachen wie bisher. Das wird nicht passieren. Wir brauchen mehr Dichte, wir brauchen mehr Höhe. Wir müssen Gebäude als kleine Städte denken, die ihre eigene Energie erzeugen, verschiedene Nutzungen abdecken und in denen Ressourcen – vom Werkzeug bis zum Elektroauto geteilt – werden. Das erfordert eine Änderung des Mindsets und das Mitwirken jedes einzelnen. Ansonsten werden wir weder die Energiewende noch die Neubaukrise bewältigen."
"Grund und Boden sind ein großer Faktor, was die Baukosten betrifft. Die HOWOGE hat Grundstücksreserven zum einen in den Beständen selbst, zum anderen durch Zukäufe aus der Vergangenheit. Nimmt man die Grundstückskosten aus der Gleichung heraus und errichtet kompakte Wohnungen, dichte Quartiere, die auf vorhandene Infrastrukturen aufsetzen, ist es für uns aktuell noch möglich, bezahlbaren Wohnraum zu bauen."
„Für die HOWOGE sind der standardisierte Einsatz von Materialien oder auch definierte Ausstattungsstandards schon lange relevante Instrumente, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Darüber hinaus setzen wir bei allen Neubauprojekten auf den Ansatz des seriellen Planens und Bauens.“
"Die HOWOGE ist als landeseigene Gesellschaft nicht renditeorientiert und verfügt über eine solide Kapitalstruktur. Trotz dessen ist unsere Leistungsfähigkeit auch endlich, das muss man ehrlich sagen. Das heißt, wir werden ernsthaft hinterfragen müssen, welches Preisschild wir in Zukunft an den Begriff „bezahlbarer Wohnraum“ heften wollen und können."
"Große, rein kommunal geprägte Quartiere sind aus meiner Sicht nicht erstrebenswert. Wir brauchen bunte Quartiere, mit einer hohen Durchmischung und unterschiedlichen Einkommen. Das ist nicht nur aus sozialen Gründen wichtig, sondern auch hinsichtlich der Versorgung. Wir haben in Quartieren mit geringer Kaufkraft beispielsweise große Probleme, Ärzte anzusiedeln. Auch soziale Infrastruktur hat es in diesem Kontext nicht leicht, ebenso kleine Gewerbe. Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, wenn auch Eigentumswohnungen oder Wohnungen im freifinanzierten Segment Teil von kommunalem Quartiersentwicklungen sind."
Thesen Sascha Klaus:
"Jeder muss einen Beitrag leisten. Die Finanzbranche muss entsprechende Produkte anbieten. Die Berlin Hyp hat bereits ihr Angebot an nachhaltigen Kreditprodukten ausgeweitet und ist bereits letztes Jahr mit ihrem ersten Social Bond an den Markt gegangen. Jetzt ist die Ausgestaltung eines entsprechenden Aktivproduktes in der Finalisierung."
"Gleichzeitig mit den Baukosten sind die Bauzinsen innerhalb sehr kurzer Zeit von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend stark gestiegen. Die Höhe der Bauzinsen selbst ist jedoch weit von einem historischen Hoch entfernt. Im Zusammenspiel mit ebenfalls gestiegenen regulatorischen Anforderungen verändert das die Ausgangslage für Investoren und Bauherren. Es ist jetzt deutlich mehr Eigenkapital erforderlich, um die gestiegenen Fremdkapitalkosten zu kompensieren."
"Der Markt befindet sich weiter noch in der Rekalibrierungsphase. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern klaffen auseinander und müssen wieder zueinander finden. Solide und nachhaltige Projekte sind auch weiterhin finanzierbar. Ohnehin knapp kalkulierte Projekte müssen einer kritischen Betrachtung unterzogen werden."
"Mein Wunsch an die Politik ist nicht neu: Eine Vereinheitlichung der Bauverordnungen sowie Lockerungen der Bauvorschriften würden dazu beitragen, dass der Wohnungsbau wieder deutlich an Fahrt gewinnt. Digitale Schnittstellen in den Bauämtern würden Genehmigungsprozesse deutlich beschleunigen. Es ist jetzt höchste Zeit zu handeln, Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auch energetische Anforderungen sollten mit Augenmaß auf einem guten ökologischen Niveau standardisiert werden, um kalkulierbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Dabei ist meiner Meinung nach Technologieoffenheit sehr wichtig."
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